Nachfolgend sind die Gespräche des Unsterblichen aufgezeichnet. Das wohl früheste bekannte Gespräch resultiert aus der ersten Begegnung zwischen ES und Seth-Apophis, die sich bevorzugt als "Ipotherape" ansprechen läßt. Zu dieser Zeit weiß Seth-Apophis noch nicht, daß es mehr Wesen von ihrer Art gibt:
ES: "Du bist auf fremdem Gebiet. Ich warne Dich. Achte die Grenzen, die andere gezogen haben, ebenso wie Du von anderen erwartest, daß sie die Deinen achten."
Ipotherape: "Wer bist Du? Und wo verläuft die Grenze?"
ES: "Ich bin ein Namenloser. Ein Wesen wie Du. Nenne mich Wanderer, wenn Du unbedingt einen Namen brauchst. Wie soll ich Dir den Verlauf meiner Grenzen beschreiben, wenn ich nicht weiß, nach welchen Maßstäben Du mißt? Du befindest Dich auf meinem Gebiet. Kehre zurück dorthin, wo nur Dein Anspruch gilt."
Ipotherape: "Ich suche keinen Streit mit Dir, Wanderer. Ich wußte nicht, daß Du auf diesen Bereich Anspruch erhebst. Ich ziehe mich zurück. Aber ich bin sicher, wir werden einander wieder begegnen."
ES: "Das ist wahrscheinlich. Ich wünschte nur, es könnte in Frieden geschehen."
Ipotherape: "Wird es das nicht?"
ES: "Die Natur verfolgt einen bestimmten Plan. Sie schichtet eine Entwicklungsstufe über die andere und erwartet, daß ihre Geschöpfe sie der Reihe nach erklimmen. Die Folge der Stufen ist die Treppe der Selbstlosigkeit. Wer die nächsthöhere Stufe ersteigt, verliert einen Teil seiner Ichbezogenheit und gewinnt ein Quantum Nächstenliebe. So wenigstens hat es die Natur geplant. Aber sie ist keine Tyrannin, sie diktiert nicht. Jeder, der die Treppe emporgeht, trifft seine eigene Entscheidung."
Ipotherape: "Was hat das mit mir zu tun?"
ES: "Du, Seth-Apophis, handelst dem Plan der Natur zuwider. Anstatt den Mantel des Egoismus abzustreifen, ziehst Du ihn noch fester um Dich zusammen. Anstatt der kosmischen Ordnung zu dienen, schaffst Du Chaos. Deswegen, fürchte ich, wird unsere zweite Begegnung eine friedlose sein."
Das erste registrierte Gespräch mit normalen Intelligenzen findet im Jahr 8007 v.Chr. statt. ES selbst ist an diesem Gespräch nicht beteiligt, für ihn spricht sein Robotschiff. Der andere Teilnehmer ist Atlan. Anlaß ist die Überreichung eines Zellaktivators und der Konstruktionspläne der Konverterkanone an den Kristallprinzen Atlan. Kurz zuvor wurden im Solsystem, damals Larsaf genannt, die ersten Überlappungsfronten des Druuf-Universums entdeckt:
Robot: "An Atlan, den Arkonidenbefehlshaber. Ich bin nicht identisch mit den Unbekannten aus der Zeitzone. Starte sofort mit einem kleinen Beiboot und erscheine in meinem Leib. Ich warte zwei Stunden. Solltest Du nicht kommen, wird es Dein und der Schaden Deines Volkes sein. Ich garantiere dafür, daß während Deines Besuches in meinem Leib kein Angriff erfolgt. Orte mich!"
Wenig später wird das Schiff tatsächlich geortet, und Atlan begibt sich mit einem Beiboot an Bord...
Robot: "Ich begrüße Dich, Atlan. Du befindest Dich in meinem Körper. Deine Überlegungen sind mir bekannt. Dies ist ein Robotraumschiff ohne organische Besatzung. Ich bin eine kompakte Schalteinheit, raumflugfähig und mit allen Mitteln ausgerüstet, die mein Erbauer für erforderlich hielt.
Ich bin beauftragt worden, Dir zum Zweck einer ständigen Zellkernregeneration einen Mikroaktivator zu überreichen. Das Gerät hat die Eigenschaft, Deinen natürlichen Alterungsprozeß aufzuhalten. Wenn Du es ständig in der Nähe Deines Herzens trägst, wirst Du biologisch unsterblich sein, vorausgesetzt, Dein Körper wird keinen von außen kommenden zerstörerischen Einflüssen ausgesetzt. Ich wiederhole: Du wirst immer jung und gesund bleiben, aber Deine Unsterblichkeit ist relativ. Unfälle und Gewalttaten können Dich töten. Lege Deine Kleidung ab, und tritt auf die rote Plattform vor Dir. Ich werde Deine individuellen Schwingungen auf den Zellaktivator übertragen."
Dann werden Atlans Schwingungen erfaßt - auf verhältnismäßig primitive Art. Die Einstiche der Kontaktnadeln dringen bis zur Schädeldecke vor. Dann erhält Atlan das Gerät. Ununterbrochen stellt er Fragen nach dem Grund für diese Aktion...
Robot: "Meine Aufgabe ist erfüllt. Auf Deine Fragen darf ich nicht eingehen. Mein Erbauer ist daran interessiert, die Arkoniden vor dem Untergang zu bewahren. Es wird Deine Pflicht sein, alles für Dein Volk zu tun. Nimm an, mein Erbauer hielte es nicht für gut, daß Lebewesen der zweiten Zeitebene in Euer Universum eindringen. Dir wird der Zellaktivator deshalb verliehen, damit Du weiterhin in der Lage bist, die entsprechenden Maßnahmen zu veranlassen. Unter Umständen kann etwas geschehen, was einen beschleunigten Alterungsprozeß bedingt. Für diesen Fall bis Du auch ausgerüstet worden. Mein Erbauer selbst ist nicht befugt, direkt einzugreifen. Er gibt Dir damit die Gelegenheit, in seinem Sinn zu handeln.
Ich habe außerdem den Auftrag erhalten, Dir die Konstruktionsunterlagen für eine Waffe zu überreichen, die Deine Wissenschaftler Konverterkanone nennen. Es ist ein Gerät, mit dem in beliebig entfernten Zielgebieten ein unstabiles Ballungsgeld auf 5-dimensionaler Basis erzeugt werden kann. Sobald der Sender den künstlich hergestellten Ballungseffekt aufgibt, kommt es zu einer Entstofflichung der von dem Feld umspannten Materie. Die Daten sind auf Magnetdraht gespeichert. Sie können sofort verwendet werden. Arkonidische mathematische Symbolgruppen sind verarbeitet worden. Ich wünsche Dir viel Glück."
Dann erhält Atlan noch eine Metallrolle mit den Unterlagen und verläßt das Robotschiff anschließend mit seinem Beiboot. Nach der Rückkehr auf sein Flaggschiff muß er jedoch feststellen, daß auf dem Robotschiff offenbar eine andere Eigenzeit herrscht; für Atlan vergingen höchsten 15 Minuten, doch nach Aussage seines Stellvertreters befand er sich 18 Stunden lang auf dem Schiff.
Das nächste Gespräch findet auf Wanderer statt, unmittelbar nachdem Rhodan endlich den Kunstplaneten Wanderer gefunden hat. Der Arkonide Crest nähert sich dem Unsterblichen. Er und auch Rhodan gehen davon aus, daß er nun die Zellkonservierung erhalten wird, nach der Crest ursprünglich suchte, als er auf dem irdischen Mond notlanden mußte...
ES: "Du warst nicht gemeint, Arkonide. Ich bedaure sehr. Ich habe Deinem Volk vor zwanzigtausend Jahren eine Chance gegeben. Es hat versagt. Die biologische Lebensverlängerung kann Dir als dem Vertreter einer degenerierten Art nicht mehr zugestanden werden. Deine verfügbare Zeitspanne ist abgelaufen."
Und er fordert Perry Rhodan auf, näherzukommen. Dieser kann es kaum glauben...
ES: "So also sieht er aus. Ein kleiner wildverwegener Eingeborener der dritten Welt im System einer winzigen Sonne. So sieht er aus! Er ist versonnen, verträumt und hart gegen sich selbst. Und Idealist ist er! Aufbauen will er, Großes leisten, aber er weiß nicht, was groß ist. Um sein Ziel erreichen zu können, faßt er nach mir. Hallo, alter Freund!"
PR: "Hallo alter Freund, Du hast mir ein Monstrum ins Schiff gesetzt."
ES: "Ich erinnere mich an alles, was ich jemals getan habe."
PR: "Gut, dann sorge gefälligst dafür, daß wir dem verletzen Ortungsfunker nicht den Arm amputieren müssen. Das Tier war giftig. Ich habe keine passenden Medikamente An Bord. Diese Angelegenheit halte ich im Moment für am wichtigsten."
ES: "Was hast Du vor, alter Freund?"
PR: "Hilfe für meinen verletzen Funker, vorerst."
ES: "Die Hilfe ist unterwegs. Die Giftstoffe werden aus dem Körper entfernt. Du aber, alter Freund, Du möchtest das Imperium der Arkoniden neu aufbauen, ordnen, befrieden, nicht wahr?"
PR: "Genau das."
ES: "Viele wollten es schon. Die meisten scheiterten bereits an meiner zweiten Aufgabe. Es sind immer die gleichen. Ich sah galaktische Hochkulturen kommen und gehen. Ich steuerte einige, bis ich mich damit nicht mehr unterhalten konnte. Es mag sein, daß ich etwas Abwechslung benötige. Vor den Arkoniden gab es andere. Ich habe mir Deine Welt angesehen, Perry Rhodan. Ich gebe Dir und Deiner Art die gleiche Chance, die ich den Arkoniden gegeben habe. Für mich wird das ein kleiner Augenblick sein, dann werde ich wieder auf jemand warten müssen, der meine überall hinterlassenen Spuren begreift und sich mit ihrer Lösung beschäftigt. Ich danke Dir für das unterhaltsame Spiel, alter Freund, Du hast Dich gut geschlagen. Nun fang an. Ich werde Dir weder helfen, noch werde ich Dich weiterhin belästigen. Begib Dich in das Physiotron. Die technischen Einrichtungen meiner künstlich erschaffenen Welt werden Dir zur Verfügung stehen. Du muß aber herausfinden, was Du damit anfangen kannst. Gilt das Abkommen?"
PR: "Es gilt."
ES: "Du erwartest Großes und Schönes von der Unsterblichkeit? Alle organischen Lebewesen erwarten es, bis die fürchterliche Enttäuschung kommt. Die letzte Flucht ist die Entstofflichung. Einmal wirst Du froh sein, Deinen Geist aus der Hülle des Körpers befreien zu können. Aber - dazu hast Du noch Zeit, wenigstens für Deine Begriffe. Viel Glück, alter Freund! Mit Dir habe ich das spannendste Spiel seit meiner materiellen Selbstaufgabe erlebt. Ich werde weiterhin beobachten. Viel Glück."
Als Perry Rhodan im Jahr 1982 Wanderer besucht, um ES um Unterstützung im Kampf gegen die Springer zu bitten, ergibt sich folgendes Gespräch zwischen ES, Rhodan und Bully...
ES: "He, alter Freund. Du kommst mich besuchen? Ah, Du hast gewichtige Gründe, wie ich sehe. Nun, wir sollten uns ausführlich darüber unterhalten. Behaltet den jetzigen Kurs bei, ebenfalls die Geschwindigkeit. In genau drei Minuten prallt Ihr gegen den Schutzschirm von Wanderer. Stellt den Antrieb ab."
...beim Anflug auf die Maschinenstadt, Rhodan und Bull genießen den Anblick der Kunstwelt Wanderer...
ES: "Gefällt es dir, alter Freund?"
PR: "Es ist ein wunderbarer und friedlicher Planet, alter Freund. Du hast Dir ein Paradies geschaffen, um das Dich jeder Sterbliche beneiden könnte."
ES: "Nicht nur die Sterblichen, auch die Unsterblichen beneiden mich darum. Du willst mich besuchen?"
PR: "Ich komme mit einer Bitte zu Dir. Du wirst schon wissen, was ich von Dir will."
ES: "Keine Ahnung. Woher sollte ich es wissen? Ich schnüffle nicht in den geheimsten Gedanken meines Freundes."
RB: "Gelogen! Ich kann beweisen..."
ES: "Ach, unser Freund Bully. Die hübsche Imitation ärgert ihn? Na gut, er soll seine Freude haben. Ich werde sie ihm heute abend in seine Kabine schmuggeln..."
(Anmerkung: Gemeint ist die Schauspielerin Rallas, die ES als Scherz an Bord der STARDUSTII gebracht hat.)
RB: "Unterstehen Sie sich!"
ES: "Schöne Frauen sind viel interessanter als Indianer oder Wildwest-Revolverhelden. Übrigens, alter Freund, behalte den Kurs nur bei. Lande wieder bei der Maschinenstadt. Sie hat sich nur unwesentlich verändert, und Du wirst die große Halle wiederfinden, in der ich Dich erwarte. Homunk wird dich führen."
PR: "Woher weißt Du, daß ich den Roboter so nannte?"
ES: "Aber, alter Freund, Homunk ist doch kein Roboter. Er ist ein Terraner, den ich geschaffen habe - gewissermaßen aus überflüssiger Materie. Er gefiel mir, und so ließ ich ihn bestehen. In der Zwischenzeit ist er sogar klüger geworden - er freut sich auf den Besuch."
PR: "Und Du hast keine Überraschungen mehr mit uns vor? Keine Prüfungen, keine Rätsel?"
ES: "Nein, alter Freund. Warum sollte ich? Ich werde noch früh genug meinen Spaß haben."
RB: "Unheimlich. Ich werde wohl nie damit fertig werden, daß ein solches Wesen existiert. ES hat sich die Lebewesen von anderen Planeten und aus anderen Zeiten hierher geholt. ES ist allmächtig."
PR: "ES ist nichts als ein Wesen, das aus der Verschmelzung eines ganzen Volkes entstanden ist und damit dessen gesamtes Wissen besitzt. ES hat Humor - dabei entstand dieser Humor nur aus Langeweile. Alle wirklich Unsterblichen haben Langeweile."
RB: "Mir würde es niemals langweilig werden, und wenn ich zehntausend Jahre lebte. Immer wieder werden Ereignisse eintreten, die ablenken und einen vergessen lassen, daß man zuviel Zeit hat; es wird immer wieder Abenteuer geben, die jede Langeweile gegenstandslos werden lassen."
PR: "Niemals kann ein Sterblicher sich in die Seele eines wahrhaft Unsterblichen hineindenken, Bully. Ich habe es versucht, glaube mir, wenn wir beide auch nicht tatsächlich unsterblich geworden sind. Unser Körper benötigt immer wieder die lebensverlängernde Zelldusche - und wenn wir sie eines Tages nicht erhalten, setzt der Alterungsprozeß wieder ein. Trotzdem habe ich darüber nachgedacht, wie es ist, niemals zu altern. Im ersten Augenblick überkam mich ein unsagbar glückliches Gefühl, und ich glaubte, keine Sorgen mehr zu kennen. Aber nur im ersten Augenblick. Dann kam mir zu Bewußtsein, wie lang eine Ewigkeit ist. Um mich herum wird der ewige Wechsel von Geburt und Tod stattfinden, ich aber werde bleiben - unberührt von den Geschehnissen. Die Menschen würden irgendwann einen Gott in mir sehen - und damit begänne die unendliche Einsamkeit."
RB: "Aber Du hättest Gefährten, ebenso unsterblich wie Du."
PR: "Sicher, die hätte ich, aber würden wir unser nicht überdrüssig, wenn wir uns ewig sehen müßten?"
RB: "Welche Welten mag ES sich zum Vorbild genommen haben? Manchmal meine ich, eine Spur unserer guten, alten Erde wiederzufinden."
PR: "Zweifellos ist das auch der Fall. Jene Inseln dort - sie erinnern mich an die Eilande der Südsee. Und bei unserem ersten Besuch sahen wir eine genaue Nachbildung des nordamerikanischen Felsengebirges."
ES: "Du irrst, alter Freund. Es handelt sich niemals um Nachbildungen - auch die Rallas war keine Imitation im eigentlichen Sinn. Ihr Körper, das ist wahr, blieb auf der Erde, Eurem Planeten. Aber ihr Geist erhielt hier einen neuen Körper, und somit war sie selbst hier. Der gleiche Gegenstand kann tausendmal existieren, wenn man ihn in jeweils andere Zeitebenen versetzt. Jene Inseln dort - es sind in der Tat Inseln der Erde. Aber sie existieren nicht jetzt und in diesem Augenblick auf der Erde, sondern vor Jahrmillionen. Das wirst Du, alter Freund, feststellen können, wenn Du sie betrittst. Die Vegetation ist nicht die der Gegenwart, sondern die der ältesten Vergangenheit."
PR: "Du kennst also zwei unterschiedliche Arten der Spiegelung. Jene Frau blieb körperlich auf der Erde zurück, aber jene Inseln dort nicht."
ES: "Ganz richtig, alter Freund. So ist es. Doch ich lauschte der Unterhaltung von Anfang an - Eure Diskussion über die psychologischen Probleme der Unsterblichkeit ist interessant für mich. Obwohl ich sie alle gelöst habe und sämtliche Gründe der Langeweile kenne, werde ich nicht mit ihr fertig. Manchmal möchte ich sterben - und eines Tages werde ich es auch. Aber dieser Tag ist noch nicht gekommen."
PR: "Das klingt ja fast resignierend, alter Freund. Wo hast Du Deinen Humor gelassen?"
ES: "Humor muß nicht immer in Gelächter ausarten. Allein die Tatsache, daß ich Deinem Freund Bully die Lebensverlängerung gewährte, zeugt von meinem grenzenlosen Humor. Wie könnte ein Unsterblicher ohne Humor diesen komisch aussehenden Terraner länger existieren lassen, als unbedingt von der Natur vorgesehen?"
PR: "Wie recht Du hast, alter Freund. Aber nun hast Du Bully tödlich beleidigt..."
ES: "Das ist ja das Lustige. Wie kann man einen relativ Unsterblichen tödlich beleidigen?"
RB: "Ich sehe daran nichts Lustiges. Auch mit der Rallas - möchte wissen, was daran so humorvoll war."
ES: "Das kannst Du niemals wissen, zweitältester Freund, weil Du keinen wahren Humor besitzt."
...nach einer kurzen Pause...
PR: "Sie ist noch genau wie früher? Ich werde sie ohne Schwierigkeiten finden?"
ES: "Was?"
PR: "Die Stadt - was sonst?"
ES: "Verzeih. Ich beobachtete gerade den Untergang eines Sonnensystems - mehr als 200.000 Lichtjahre entfernt. Es war vor etwa einer Million Jahren aus der Galaxis abgetrieben, und die Bewohner des zweiten Planeten versuchten, ihre Welt von der Sonne zu lösen, um sie zu einer anderen zu bringen. Ihr Planet wurde eine Supernova. Nun hat das System zwei Sonnen - aber keine Bewohner mehr.
Der Untergang dauerte viele Monate, aber ich glitt durch die verschiedenen Zeitebenen, und so lief das Geschehen in einer nur Sekunden währenden Explosion vor mir ab. Dabei machten sie nur einen winzigen Fehler. Fast wäre es ihnen gelungen."
PR: "Was wäre ihnen fast gelungen?"
ES: "Ihren Planeten aus dem System zu lösen. Sie besaßen schon eine künstliche Sonne und einen Antrieb, der ihre ganze Welt... Aber warum darüber nachdenken? Es ist geschehen."
PR: "Und es läßt sich nicht ungeschehen machen?"
ES: "Warum nicht? Es wäre ein Spaß. Alter Freund - siehst Du dort vor Dir das Gebirge? Erkennst Du es?"
PR: "Die Alpen. Wenigstens sehen die Berge so aus."
ES: "Es sind die Alpen, alter Freund. Dahinter liegt die Stadt, die Du suchst. Aber nun wollen wir keine Zeit verlieren. Für eine Sekunde wird Freund Bully allein sein - aber was ist schon eine Sekunde im Leben eines Sterblichen, geschweige denn im Leben eines fast Unsterblichen? Rhodan, nimm einen tiefen Atemzug. Wenn viele Wochen vergangen sind, wirst du erst wieder ausatmen können."
RB: "Perry! Was ist los? Du wirst ja durchsichtig und..."
...im gleichen Augenblick beginnt Rhodans Reise zusammen mit ES zum Planeten Barkon. Rhodan fühlt, daß ES mit ihm im Schiff ist...
ES: "Ich bin nicht bei Dir, sondern ich bin jetzt Du. Verstehst Du das, alter Freund? Ich habe Deine Gestalt angenommen und existiere in Dir. Gemeinsam werden wir ein Sonnensystem retten, denn ich weiß, wie sehr Du jenes Volk bedauerst, das dort, irgendwo allein im Universum, unterging - oder untergehen wird, wenn wir ihm nicht helfen. Wir werden bereits in zwei Tagen auf dem Planeten Barkon II landen - drei Monate vor der Katastrophe."
PR: "Wie ist das alles möglich? Was bin ich?"
ES: "Du bist ich, alter Freund. Und umgekehrt. Wie Du willst."
PR: "Und die STARDUST II?"
ES: "Keine Sorge. Du wirst sie wiederfinden - und keine Zeit versäumt haben. Doch jetzt liegt eine Aufgabe vor uns, eine Aufgabe, die Du selbst gewollt hast."
PR: "Es ist wieder ein Spiel von Dir - ein Spiel, das Deine Langeweile vertreiben soll."
ES: "Natürlich ist es ein Spiel, aber es wird ein ganzes Volk vor dem Untergang bewahren. Das Spiel mit dem Schicksal ist das schönste Spiel, das mir blieb."
PR: "Dieses Schiff - wie groß ist es?"
ES: "Wie groß? Jedenfalls groß genug, um genügend Raum, Lebensmittel und Luft für Dich zu enthalten. Du benötigst keinen Schutzanzug. Ich hätte Dich und mich auch körperlos nach Barkon II bringen können, aber so ist es interessanter und auch besser."
PR: "Was ist das für ein Antrieb, der uns mit dieser irrsinnigen Geschwindigkeit durch das Universum jagen läßt?"
ES: "Täusche Dich nicht, alter Freund. Die Geschwindigkeit ist nur scheinbar so hoch. In Wirklichkeit fliegen wir mit einfacher Lichtgeschwindigkeit - aber ich habe den normalen Ablauf der Zeit geändert, ein Prozeß, der sich jederzeit wieder rückgängig machen läßt. In unserem jetzigen Zustand vergehen pro Stunde etwas mehr als 4.000 Jahre. Da wir mit Lichtgeschwindigkeit fliegen, legen wir in zwei Relativtagen an die 200.000 Lichtjahre zurück."
PR: "Das ist Irrsinn!"
ES: "Im Gegenteil, es ist völlig normal. Man muß nur die Zeit beherrschen, um auch Herrscher über den Raum sein zu können."
PR: "Aber wenn soviel Zeit - draußen im Raum - vergeht, gibt es jene Sonne Barkon nicht mehr, bis wir dort sind. Das ist doch logisch, oder auch wieder nicht?"
ES: "Es wäre logisch, wenn wir nicht schon in der Sekunde der Abreise 200.000 Jahre in die Vergangenheit gestürzt wären. Sogar um exakt drei Monate mehr, um den rechten Zeitpunkt abzupassen."
PR: "Es ist ungeheuerlich. Wüßte ich nicht, daß Du bei mir bist, ich würde mich fürchten."
ES: "Betrachte das Universum. Du wirst es vielleicht niemals mehr in dieser Form sehen. Wir legen in der Sekunde viel mehr als ein Lichtjahr zurück - das ist eine unfaßbare Geschwindigkeit. Selbst wenn wir jetzt auf einen Planeten oder eine Sonne treffen würden, wir spürten es nicht. Nicht nur wir, sondern auch die Materie da draußen bewegt sich - von uns aus gesehen - mit rasender Geschwindigkeit. Außerdem wäre die Wahrscheinlichkeit, einen Weltkörper zu treffen, geringer als die, mit einem ungezielten Pistolenschuß in die Luft eine Mücke herunterzuholen. Viel geringer sogar."
...nach einiger Flugzeit...
PR: "Mein guter, alter Freund hat seltsame Einfälle."
ES: "Dieser stammt von Dir, Rhodan. Ich schilderte Dir, daß ein Volk unterging - Du sprachst von Rettung. Ich will Dir nur beweisen, daß es möglich ist, unter gewissen Voraussetzungen die Zukunft zu beeinflussen. Sicher, es ist ein Spiel, aber es hat einen sehr ernsten Hintergrund. Denn Du wirst diesem von Dir geretteten Volk später noch einmal begegnen. Vielleicht wirst Du bereuen, es gerettet zu haben."
...nach weiteren Stunden des Fluges kann Rhodan die Milchstraße betrachten, und erkennt, wie winzig darin die Erde erscheinen muß...
PR: "Höre, alter Freund. Dein Scherz geht zu weit. Du hättest mir den Anblick der Unendlichkeit ersparen sollen."
ES: "Warum? Warum sollst Du nicht sehen, was vor Dir liegt? Wir alle existieren in dieser Unendlichkeit und sind ein Teil von ihr. Warum sollen wir nicht wissen, was wir sind?"
PR: "Es ist zuviel. Mein Verstand weigert sich..."
ES: "Wenn er das tut, dann hat er auch begriffen. Verstehst Du nun, warum diese Barkoniden ihren Planeten von der Heimatsonne lösen wollen? Begreifst Du, daß die grenzenlose Einsamkeit ihrer Welt im Universum sie wahnsinnig machen mußte? Wenn sie in den nächtlichen Himmel schauen, sehen sie nichts als ferne Galaxien, die in ihren Augen das Symbol freundschaftlichen Zusammenlebens sein müssen - und es auch sind. Dort, so glauben sie, sind die bewohnten Welten sich so nah, daß ständige Verbindung zwischen ihnen besteht. Sie aber, die Barkoniden, sind allein - grenzenlos und unendlich allein."
...plötzlich fällt Rhodan die Ähnlichkeit der Namen Barkoniden mit Arkoniden auf...
ES: "Keine Spekulationen! Zufälle sind ein guter Nährboden für Gedankenspielereien, aber sie bleiben trotzdem nur Zufälle. Nur in den seltensten Fällen bestehen wirkliche Zusammenhänge."
PR: "Diesmal nicht?"
ES: "Erwartest Du wirklich eine Antwort? Frage doch die Barkoniden selbst - Du wirst genügend Gelegenheit dazu erhalten."
...beim Anflug auf Barkon...
ES: "Das ist Barkon, die einsame Sonne. Du wirst verstehen, alter Freund, daß die Bewohner eines so einsamen Systems keine galaktischen Umgangsformen kennen. Sie wissen zwar aus der Überlieferung, daß sie nicht die einzigen Intelligenzen des Universums sind, aber sie kommen sich zweifellos so vor. Ihre Technik ist hervorragend, aber sie haben die Raumfahrt vernachlässigt, weil sie ihnen sinnlos erscheint. Flögen sie mit der Geschwindigkeit des Lichtes, so würden sie bis zum nächsten Stern 150.000 Jahre benötigen. Selbst für Unsterbliche wäre das eine mehr als langwierige Angelegenheit. Und die Barkoniden sind alles andere als unsterblich. Aus diesem Grund haben sie ihr ganzes Wissen nur dem einen Projekt zugewandt, ihren Planeten in ein gigantisches Schiff zu verwandeln. Nur so können sie, wie sie meinen, gemeinsam und im Verlauf tausender von Generationen in die verlorene Galaxis zurückkehren."
PR: "Ein genialer Plan. Wie sollte ich diesen großartigen Technikern helfen können? Und wer werde ich in ihren Augen sein?"
ES: "Du kannst helfen, denn ich bin in Dir, alter Freund. Und wegen des Empfangs mache dir keine Sorgen. Es gibt kein Volk im ganzen Universum, das sich so sehr nach einem Besuch aus dem Weltraum sehnt, wie die Barkoniden. Sie werden Dich mit offenen Armen aufnehmen. Vielleicht werden sie sich für das System Deines Schiffsantriebs interessieren, aber wir lenken sie ab. Selbst wenn sie mit den Schiffen den Raum und die Zeit überwinden könnten, so wäre es ihnen unmöglich, den ganzen Planeten über Lichtjahrtausende hinweg zu evakuieren. Nein, ihnen bleibt in der Tat nur die eine Möglichkeit - und sie haben sie erkannt."
PR: "Die Verzögerung unseres Schiffes - sie muß sehr hoch sein..."
ES: "Der sich synchron verlangsamende Zeitablauf neutralisiert alle Nebeneffekte. Du brauchst nichts zu tun, alter Freund - ich tue es für Dich. Ich bin froh, ein Mensch sein zu können - ein seltenes Vergnügen. Deine Augen werden nichts anderes als eine Herabsetzung der Fluggeschwindigkeit registrieren. Beachte Barkon, sonst nichts. Es gibt kein anderes Bezugssystem mehr. Die Barkoniden werden uns natürlich nicht bemerken, bis wir bei ihnen sind. Sie besitzen weder Teleskope noch Ortungsgeräte. Seit langer Zeit haben sie keinen Stern mehr gesehen."
PR: "Wenn wir nach Erdzeit rechneten - welches Datum hätten wir jetzt?"
ES: "Ende Mai 1982."
PR: "Mai - da war ich krank. Ich weiß es ganz bestimmt. Ich lag zwar nicht im Hospital, sondern in meiner Wohnung in Terrania. Eine Art Grippe. Hm, und jetzt haben wir wieder Ende Mai 1982?"
ES: "Immer noch. Ja, Du bist krank und auf der Erde. Hast Du den Fiebertraum vergessen?"
PR: "Fiebertraum? Ich kann mich nicht entsinnen, was ich geträumt habe."
ES: "Ich könnte es Dir sagen, alter Freund, Du träumtest das, was wir jetzt erleben - natürlich in schnellerer Folge und daher verwirrend für Deinen Geist. Noch während Du träumtest, vergaßest Du wieder. Was glaubst Du, was Träume sind?"
PR: "Was sind Träume?"
ES: "Ausflüge des Unterbewußtseins. Eine Art Erinnerungsvermögen des menschlichen Gehirns und Loslösung des Geistes vom Körper. Im Schlaf ist das Gehirn nicht mehr an die Materie gebunden und damit frei von der Fessel des Raumes und der Zeit. Der Mensch kennt nur eine einzige Form der Zeitreise - den Traum. Dabei ist der Traum nur ein winziger Grenzbereich zwischen Realität und vager Erinnerung."
PR: "Du willst damit sagen, daß man das, was man träumt, wirklich erlebt? Das glaube ich nicht."
ES: "Liegt der Beweis nicht vor Dir? Wir werden gleich landen. Die Barkoniden sind ein zusammengeschweißtes Volk im Sinne echter galaktischer Zivilisation. Sie besitzen eine Hauptstadt und nur eine Zentralregierung, die infolge ihres gigantischen Projekts in erster Linie aus Wissenschaftlern besteht. Das erspart uns eine Menge Arbeit."
PR: "Habe ich - haben wir keine Feindseligkeiten zu befürchten?"
ES: "Ich sagte schon, daß wir für sie ein Geschenk des Himmels bedeuten. Du wirst noch nie in deinem Leben einen solchen Empfang erhalten haben, obwohl das paradox erscheint. Schließlich haben wir es mit einem Volk zu tun, das noch niemals Kontakt mit anderen hatte - jedenfalls nicht in den letzen Jahrhunderttausenden. Aber sie haben eines, was kaum ein Volk des Universums besitzt: Eine lückenlose Geschichte mit authentischen Unterlagen. Es gibt Filme in ihren Archiven, die zu einer Zeit gedreht wurden, als der erste Mensch auf der Erde noch ein Zukunftstraum der schöpferischen Natur war."
PR: "Filme - älter als die Menschheit?"
ES: "Allein dieser Filme wegen wäre es schade, wenn dieses Volk unterginge."
...ES eröffnet Rhodan, daß er zehn Wochen auf Barkon bleiben wird...
PR: "Zehn Wochen, alter Freund. Was soll ich zehn Wochen auf dieser fremden Welt, wo ich doch keine Minute zu verlieren hätte, mit meinen eigenen Angelegenheiten fertig zu werden? Ist das keine Zeitverschwendung?"
ES: "Zeitverschwendung, meinst Du? Du irrst, alter Freund. Bedenke, daß erst Mai 1982 ist und Du noch krank im Bett liegst. Deine Begegnung mit den Galaktischen Händlern liegt noch weit in der Zukunft. Mehr als zehn Wochen. Was also könntest Du versäumen?"
PR: "Ich kann Dir darauf keine Antwort geben. Aber vielleicht wirst Du mir nun endlich verraten, was ich zu tun habe, um Barkon vor dem Untergang zu retten."
ES: "Darüber mache Dir ebenfalls keine Sorgen. Ich erledige das für Dich. Es ist nur ein Handgriff, mehr nicht. Einen Tag vor unserem Start werden sie uns ihre Anlage zeigen, mit der sie Barkon II durch den Raum treiben wollen. Dabei werde ich es tun. Eine Art Umpolung, wenn Du so willst."
PR: "Und das ist alles?"
ES: "Das ist alles."
PR: "Und warum müssen wir zehn Wochen hier weilen?"
ES: "Um Dir die Geschichte unserer Galaxis vorzuführen. Du kannst nicht schneller sehen, als auch die Zeit verläuft. Und du wirst Dir viele Filme ansehen müssen, fürchte ich."
PR: "Genügt keine Art Hypnoübertragung im Zeitraffertempo?"
ES: "Diesmal nicht, alter Freund. Du bist so gut wie unsterblich, aber Du hast noch nicht gelernt, was Geduld ist. Ich glaube, die kommt erst dann, wenn die Langeweile beginnt. Aber wie ich Dich kenne, wirst Du auch zur Langeweile keine Geduld besitzen."
...als Rhodan und ES von Barkon nach Wanderer zurückfliegen...
ES: "Vielleicht sagst Du mir nun, warum Du gekommen bist."
PR: "Weißt Du es nicht?"
ES: "Trotzdem sollst Du es mir sagen."
PR: "Ich benötige eine ultimate Waffe, um die Bedrohung meines Heimatplaneten abzuwenden. Die Galaktischen Händler haben die Erde entdeckt - und sie werden nicht die letzten sein."
ES: "Die Kinder der Barkoniden. Sie dürfen nicht enttäuscht werden, wenn sie die Galaxis erreichen - und das kann schneller geschehen, als du ahnst. Vielleicht hilft ihnen jemand, die Zeit zu überwinden. Ich werde Dir die Waffe geben, die Du wünscht. Nur - mißbrauche sie niemals."
PR: "Du willst sie mir geben? Ohne Prüfungen, ohne weitere Aufgaben?"
ES: "Unser Ausflug war die beste Prüfung. Du hast sie doch bestanden, oder etwa nicht?"
PR: "Mit Deiner Hilfe - ich denke schon."
ES: "Natürlich mit meiner Hilfe, was sonst. Also einen Fiktivtransmitter möchtest Du. Du willst Materie teleportieren."
PR: "Du wirst mir helfen?"
ES: "Natürlich. Doch nun schlafe, Rhodan. Vor Dir liegt ein zweiter Sprung in die Zeit. Wir wollen doch nicht versäumen, in die Gegenwart zurückzukehren, wo Deine Aufgabe Dich erwartet. Dein Freund Bully wird sich ohnehin wundern, wo Du in dieser einen Sekunde gewesen bist..."
...gut zwei Wochen später, während Homunk mit den Technikern der STARDUST II noch mit dem Einbau der beiden Fiktivtransmitter beschäftigt ist...
ES: "Eine sehr eindrucksvolle Gestalt habe ich angenommen, findet Ihr nicht? Ich hätte auch als Ungeheuer erscheinen können, aber das ist zu unästhetisch. Die farbige Seifenblase ist schöner."
RB: "Kann sie auch platzen?"
ES: "Sie kann! Soll ich mal?"
PR: "Nicht! Ich wollte Dich etwas fragen."
ES: "Wieder eine Bitte?"
PR: "Ja, eine Bitte, alter Freund. Du weißt, in welcher Situation wir uns befinden. Unsere Gegner sind im Vorteil und belagern unser System. Sie haben Freunde von mir in eine Falle gelockt und werden sie vernichten, wenn wir nicht rechtzeitig zurückkehren. Deine Welt liegt auf einer anderen Zeitebene. Bei meine ersten Besuch hier vergingen auf ihr mehr als vier Jahre. Das darf diesmal nicht geschehen. Selbst zwei Wochen wären zuviel. Bitte..."
ES: "Genügen zehn Minuten?"
PR: "Zehn Minuten, ja. Aber wozu?"
ES: "Insgesamt zehn Minuten, alter Freund. Überlege, was Du in diesen zehn Minuten alles erlebtest. Du hast einen Ausflug in die Ewigkeit unternommen, das Schicksal eines Volkes miterlebt - und Du hast Dein Schiff mit einer Waffe ausrüsten können. Ich helfe Euch gern. Die Barkoniden sollen nicht enttäuscht werden, wenn sie heimkehren."
RB: "Die Barkoniden? Meint er die Arkoniden?"
ES: "Eine Phantasie hat der junge Freund - köstlich! Er soll sich nicht den Kopf zerbrechen - er ist zu schön dazu."
...als Rhodan nach Einbau der beiden Fiktivtransmitter in die STARDUST II noch einen kurzen Test durchführt, ist ES sichtlich amüsiert darüber...
ES: "Alter Freund, ich warne Dich ein zweites Mal. Deine Überlegenheit darf nur der Erhaltung des Friedens dienen - sonst wird sich die Waffe gegen Dich selbst richten. Wenn Du angegriffen wirst, darfst Du sie benutzen. Aber greife niemals selbst an. Ich warne Dich, alter Freund. Ich meine es sehr ernst."
PR: "Deine Sorge ist unberechtigt. Unsere Ausrüstung dient nur dazu, den Traum der Barkoniden zu verwirklichen - darin sind wir uns doch einig, alter Freund?"
ES: "Völlig! Und nun lebe wohl, Perry Rhodan."
Als es den Cyén im Jahr 2025 gelingt, ihr Gefängnis der KOAH-SHARA zu verlassen, meldet sich ES bei Czernaka Oulpaka und Oon Batraál:
ES: "Die Gefahren aus ferner Vergangenheit bleiben weiterhin akut. Mehr noch: Sie könnten sich zu einer Bedrohung völlig neuen Maßstabes entwickeln. Vielleicht muß ich dann erneut auf Deine Hilfe zurückgreifen, Töchterchen. Schon einmal hast Du sehr wirkungsvoll in meinem Auftrag gehandelt."
Das bezieht sich darauf, daß Czernaka beim Raub des Sternsaphirs mehrmals glaubte, ein Kichern zu hören, ohne die Ursache dafür entdecken zu können. Und daß es einen Blackout gab, an den sie keine Erinnerung besitzt. Sie war das Werkzeug, sie hat das Sternjuwel manipuliert und verborgene Sicherheitsmechanismen aktiviert, ihr haben die Cyén die lange Gefangenschaft letztlich zu verdanken. Haß steigt nun in ihr auf vom Gefühl, mißbraucht zu sein genährt. Oon beruhigt sie. Schließlich hat sie stets an der Richtigkeit des Tuns der Cyén gezweifelt. Sie denkt, daß der Erste Administrator Rhodan diesem Brüller mal tüchtig was auf die Löffel hauen soll - und wenn er's nicht tut, will sie es eigenhändig tun. Natürlich verursacht das großes Gelächter bei ES.
(Anmerkung: Czernaka hat zu Perry Rhodan überhaupt keinen Bezug. Obwohl die Bemerkung sehr witzig ist, besitzt sie leider keine Grundlage.)
Dann:
OB: "Was hast Du vor? Was geschieht mit uns?"
ES: "Ich schaffe Voraussetzungen. Die Überzeitlichkeit respektive Zei-losigkeit meines Seins gestattet den Blick in das Gef-echt der Parallelitäten und Alternativen. Es liegt nicht an mir, direkt in die konkreten Verwirklichungen einzugreifen - sogar Entitäten wie mir legt der Kosmos Grenzen auf - aber ich kann sie durchaus in geeignete Bahnen lenken, quasi den Weg vorzeichnen. Ob er dann beschritten wird, in einer der vielen Universal-Sequenzen, ist eine andere Frage. Mein Blick in die Wahrs-heinlichkeitsstrukturen zeigt, was passieren könnte. Darauf reagiere ich."
OB: "Beantwortet nicht meine Frage."
Statt einer Antwort sieht Oon plötzlich das Bild von Atlan - und seinem Zellaktivator. Dann die Sternjuwelen als Machtkonzentration, die niemals in falsche Hände fallen darf.
ES: "Mein bester Paladin vergangener Jahrtausende wird bald sein lange angestrebtes Ziel erreichen. Die Zeitschleife, in der er eingebunden ist, macht diese Entwicklung quasi unausweichlich, denn sie existiert seit seiner Begegnung mit dem Ersten Wissenschaftler Epetran, die für Atlan allerdings noch Zukunft ist. Und es ist nicht die einzige Zeitschleife, die ich zu erkennen in der Lage bin. Nur Kräfte wie die der Sternjuwelen könnten dieses bestehende Gefüge des Kosmos erschüttern und ein gewaltiges Paradoxon erzeugen. Das darf nicht geschehen. Niemals! Er wird als Imperator von Arkon deshalb starke Helfer brauchen, mein stets nörgelnder Paladin. Ihr werdet diese Helfer sein; Verbündete, von denen er nichts weiß, bis die Zeit reif ist. Denn ihr seid mit-ihm verbunden, besonders Du, Fürst Batraál. Ihr werdet Euch der früheren Begegnungen nicht bewußt sein, aber sie schufen die Ausgangsbedingung."
Dann schlafen die beiden Cyén - und gleiten in die Traumzeit. Darin festigen sich die Kontakte; mehrfach wird Atlan in der Zeit nach 2045 von Visionen heimgesucht, erfährt von Mooshar, dem Verrat, dem Absturz der ehemaligen Zentralfestung aus der Zeit des Großen Galaktischen Krieges, und die Dinge nehmen ihren Lauf.
Als im Jahr 2030 drei millionenschwere Terraner nach Wanderer gelangen, und ES um eine Zelldusche bitten, versucht ES ihnen ihr Ansinnen auszureden. Die drei Millionäre sind Ronald Börsinger, Lopez Garcia und Mabel Rushton. Außerdem spielt Leutnant Thor Mangold eine Rolle, mit dessen Schiff die drei nach Wanderer gelangten. ES tritt in Gestalt eines alten Mannes auf:
ES: "Ich weiß, warum Sie zu mir gekommen sind. Sie wollen die Zelldusche, die Ihnen von Perry Rhodan verweigert wurde. Sie wollen Ihr Leben verlängern, obwohl Sie die Ihnen von der Natur zugebilligte Spanne fast durchschritten haben. Garcia und Börsinger haben jeder noch etwa zehn Jahre, Mabel Rushton sogar noch 18. Das genügt Ihnen nicht? Dabei gab das Leben Ihnen alles, was Sie sich wünschten. Sie besitzen Macht und Reichtum, womit Sie sich alles kaufen konnten - außer Liebe natürlich. Sie sind gesund geblieben und kannten niemals ernstliche Erkrankungen. Und doch sind Sie unzufrieden. Sie begingen sogar ein Verbrechen, um hierher zu gelangen. Und nun wollen Sie die Zelldusche.
Jeder Sterbliche hat den begreiflichen Wunsch, sein Leben zu verlängern und den Tod hinauszuzögern. Aber er weiß auch nicht, was er damit anrichtet. Er stört den Lauf der Dinge, wie der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen genannt werden kann. Er stört das Gleichgewicht des Universums und will es aus den Angeln heben. Sicher, die Unsterblichkeit ist zu erreichen, von jedem Lebewesen, aber es ist eine relative Unsterblichkeit, die nichts mit dem Weiterbestehen des Körpers zu tun hat."
LG: "Hören Sie damit auf, Alter! Wie lange sollen wir uns noch solche Predigten anhören? Sind wir deshalb hierhergekommen - um uns eine Lektion Philosophie erteilen zu lassen?"
ES: "Natürlich, ich wußte es. Sie sind selbst ein alter Mann, aber Sie halten nicht viel von dem Alter, seiner Erfahrung und seiner Weisheit. Ich bin älter als Sie, glauben Sie mir. Ich habe mehr gesehen als Sie, und ich weiß mehr. Meine Rasse war auch einmal sterblich, aber sie strebte nach der Unsterblichkeit und dem ewigen Leben. Sie bekam es. Aber sie mußte sich dafür opfern, und nur ein einziges Gemeinschaftswesen blieb - ich. Mein Körper, der vor Euch sitzt, besteht aus willkürlich geformten Energiefeldern, die Materie zu sein scheint. Ich werde niemals vergehen, so wie auch Energie niemals vergeht, sondern sich nur immer wieder wandelt und neu ersteht. Ich bin einsam, weil ich unsterblich bin. Vielleicht bin ich das einsamste Geschöpf des Universums. Wollen Sie auch einsam werden?"
MR: "Wir wollen die Zelldusche, sonst nichts. Wir wollen nicht älter werden, und wir wollen nicht sterben. Nicht in zehn und nicht in 18 Jahren. Ob wir dann später als Unsterbliche einsam sein werden oder nicht, das lassen Sie unsere Sorge sein."
ES: "Die Zelldusche verlangt Opfer, Mabel Rushton. Opfer, die Sie sich jetzt noch nicht vorstellen können. Haben Sie sich schon einmal überlegt, warum der Mensch stirbt, obwohl er doch in den Wurzeln seines Seins alle Veranlagungen zur Unsterblichkeit verankert hat? Seine Körperzellen ersetzen sich laufend und sorgen dafür, daß er immer wieder erneuert wird, und doch hört das eines Tages auf, und er stirbt. Glauben Sie wirklich, daß geschähe ohne einen Grund? Glauben Sie nicht, daß der Prozeß des allmählichen Alters etwas Schönes sein kann?"
MR: "Ich möchte wissen, was daran so schön sein soll."
ES: "Versuchen Sie, es zu verstehen. Sie, die Menschen, werden geboren. Es ist nichts anderes als eine Wiedergeburt, denn nichts kann aus dem vollkommenen Nichts entstehen. Ihr Leben war schon vorher vorhanden, es wurde nur neu geformt. Nur Ihr Bewußtsein kehrt zurück, aber es hat die Vergangenheit vergessen."
RB: "Religionsunterricht! Auch das noch!"
ES: "Nun leben Sie bewußt, werden dabei älter und reifer und sammeln Erkenntnisse und Erfahrungen. In Ihrem Innern ist etwas, das Sie nur erahnen, aber niemals begreifen können. Sie nennen es Seele. Sie möchten an diese Seele glauben, weil Sie hoffen, daß sie es ist, die die Unsterblichkeit erlangen kann. Sie hoffen, daß Sie nach dem Tod die Existenz dieser Seele bewußt miterleben können. Sie ist es, die Ihnen die Angst vor dem Tod nimmt - wenn Sie daran glauben. Aber der Zweifel ist meist stärker, und die Angst vor dem Ende bleibt somit."
LG: "Das wissen wir alles. Wie soll man an etwas glauben, das man nicht sieht?"
ES: "Nicht das Sehen, sondern das Fühlen ist entscheidend, Garcia. Die Seele ist zu einem verfälschten Begriff geworden, der menschlichen Interessen dient. Es gibt sogar Einrichtungen, die sich die Angst des Menschen vor dem Tod zunutze machen. Doch davon will ich nicht reden. Ich will nur versuchen, Ihnen klarzulegen, daß eine solche Angst unnötig ist. Man kann nicht vor etwas Angst haben, das es nicht gibt, und es gibt kein endgültiges Verlöschen. Kein Lebewesen, und sei es noch so gering, existiert sinnlos. Selbst sein Tod erfüllt den Sinn des ewigen Kreislaufs, der durch sein körperliches Weiterbestehen unterbrochen würde."
MR: "Rhodan und viele seiner Freunde erhielten die Zelldusche. Stören sie auch den Kreislauf ewigen Seins oder Nichtseins?"
ES: "Es muß immer Ausnahmen geben, Mabel Rushton. Rhodan ist eine solche Ausnahme. Wenn er körperlich stürbe, würde das das Schicksal der Menschheit entscheidend beeinflussen. Um weiterzuleben benötigt er nicht nur die Zelldusche, sondern auch die Hilfe seiner besonders begabten Freunde. Er existiert nicht für sich allein, sondern für alle Menschen, und ich habe ihm damit eine beachtliche Bürde aufgeladen. Ich tat es nicht von mir aus. Es gibt jemand, der über mir steht."
MR: "Warum sind wir keine Ausnahmen?"
ES: "Weil Ihre Existenz für den Weiterbestand der Menschheit ohne Belang ist. Ich meine - Ihre bewußte Existenz."
LG: "Unser Leben ist also bedeutungslos. Das meinen Sie, Alter. Wir aber denken anders darüber. Wir finden, daß unser Leben sogar von großer Bedeutung ist."
ES: "Derartige Ansichten sind relativ, Garcia. Vom Standpunkt des menschlichen Fortschritts aus betrachtet, dürfte Ihre Existenz sogar unerwünscht sein. Niemand verliert etwas, wenn Sie noch heute stürben - und zwar endgültig stürben."
MR: "Sie versuchen uns einzureden, daß die Unsterblichkeit nichts als Nachteile mit sich bringt. Warum verzichten Sie dann nicht selbst auf die Ihre und sterben endlich? Wollen Sie behaupten, das Weiterleben machte Ihnen keinen Spaß?"
ES: "Spaß macht es nur selten, Mabel Rushton. Und ich betonte schon einmal, daß auch ich einem Höheren unterstehe. Niemand kann selbst über sein Leben oder seinen Tod entscheiden, ohne sich gegen die Gesetze des Universums zu vergehen. Ich bin unsterblich, und das ist endgültig. Selbst wenn ich wollte, ich könnte nichts daran ändern. Wenn Sie nur ahnten, wie ungeheuer schwer die Last der Unsterblichkeit ist, würden Sie noch heute in Ihr Schiff steigen und diese Welt verlassen."
RB: "Ich trage die Last gern. Man könnte es doch wenigstens versuchen. Wenn es wirklich so furchtbar ist, wie Sie immer betonen, kann man jederzeit einen Schlußstrich ziehen. Jedenfalls bin ich nicht hierher gekommen, um unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Geben Sie uns also die Zelldusche. Dann sehen wir weiter."